Gullenzunft3

Unser Brauchtum

Renquishausen liegt im Kreis Tuttlingen auf knapp 900m Höhe über dem Meresspiegel auf dem schönen Heuberg.
1952 wurde unsere Gullenzunft gegründet. Gehen wir nun in unserer Dorf-Chronik zurück, so findet unser Guller seinen Ursprung im Jahr 1821. Anno 1821 wurde das stolze Tier in das Amtssiegel des Schultheißen von Renquishausen übernommen.

In der Kaiserzeit gehörte Renquishausen zur Herrschaft von Werrenwag an, an die der Zehnt jedes Jahr abgeliefert werden musste.

Da aber bei den Dorfbewohnern auf dem kargen Heuberg das Geldsäckel immer leer war, musste der Zehnt in Form von Waren an die Herren von Werrenwag beglichen werden. Diese Güter waren in jener Zeit hauptsächlich Narungsmittel in Form von Tieren und Getreide, sowie auch Naturprodukte wie Brennholz, pflanzliche Öle oder auch Garne für die Textilherstellung, die in den Wintermonaten von den Frauen gesponnen wurden.

Jedes Dorf wurde vom Herrschaftshaus speziell veranlagt, damit sich die Bauern auch auf die Abgabe des Zehnt rechzeitig vorbereiten konnten.

In Renquishausen verlangten die Herren jedes Jahr pro Kopf einen Hahn der im Volksmund Guller heißt. Also konzentrierten sich die Renquishausener Bauern ihr Tagwerk auf die Aufzucht von Gullern. Doch eines Jahres brach eine große Hungersnot in unserer Region aus.

Unwetter zerstörten die gesamte Ernte, die auf dem Heuberg sowieso immer geringer ausfiel, als in wärmeren Regionen. Unsere Bauern standen in jener Zeit im Oktober vor einem karg bedeckten Erntedankaltar und auch die Vorratskammern für die langen kalten Wintermonate waren so gut wie leer. Die Leute wussten genau, wie es um sie bestellt war, und dass einige den nächsten Frühling nicht mehr erleben würden.

So trug es sich in jenem Herbst zu, dass dem Zehnt der Herren von Werrenwag nicht Folge geleistet werden konnte. Woraus die Herren vehement auf die Abgabe der Hähne pochten und es dadurch zu einem Aufstand der Bauern kam, bei dem wie gesagt der Guller im Mittelpunkt stand.

Diese überlieferte Geschichte veranlasste auch im Jahr 1821 unseren Schultheiß, den Guller in das Amtssiegel aufzunehmen und auch in einem Dorfwappen zu verewigen. 1970 wurde unser Gullerhäs das erste mal der Öffentlichkeit vorgestellt. Drei Jahre später konnte unsere Zunft die passende Holzmaske vorstellen. Die Kleidung unseres Zunftrates wurde einer Überlieferung nach, gemäß der Kleidung der Herren von Werrenwag rekonstruiert.

Unsere zweite Fasnetsfigur, das Eierweible erblickte 1993 das Licht auf dem Heuberg. Sie wandelte anfangs des 18. Jahrhunderts auf den Gefilden des Heubergs. Wie vorher schon erläutert war man auf dem Heuberg auf Grund der geographischen Lage mit Lebensmitteln immer knapp.

Unter den Bewohnern gab es Familien die auf die Hilfe von Mitmenschen angewiesen waren. So ging das Eierweible nach einer Überlieferung von Haus zu Haus und bettelte, damit ihre Kinder etwas zu essen hatten. Diese Personen waren bekannt und man wusste von ihrer Not. Man war in jener Zeit aufeinander angewiesen und dies gab einen großen sozialen Zusammenhalt.

Der Bauer, der etwas mehr hatte, sah sich in der Pflicht und gab wenn das Eierweible kam, auch etwas. Meist waren es Eier, denn die Hühner waren in Renquishausen sowieso zahlreich vorhanden. Sie trägt ein Trachtenkleid, wie sie in Oberschwaben und Vorderösterreich vorkommt, zu denen der Heuberg in jener Zeit gehörte. Ihr Korb ist aus Weiden, denn das gab die Natur her. Die Strümpfe und Handschuhe sind aus Wolle gestrickt. Damit waren die Frauen während der langen Winter beschäftigt.

Unter ihrem Trachtenrock trägt sie einen Unterrock, Fachbegriff ist für diesen der Bananenrock, im Volksmund Stehbrunzhose genannt. Die Schürze war ein natürliches Transportmittel und wurde 10-15 cm unter dem Knie getragen.

Mit schwerem Umschlagtuch war man dann bekleidet. Auch ein Kopftuch gehörte immer dazu. Das i-Tüpfelchen ist das freundliche und liebe Gesicht, das trotzdem immer natürlich wirkt. Die Freundlichkeit versteht sich ja von selbst, denn das Eierweible bettelte und wollte ja etwas.